Rudolf Steiners Werk

Leben in der Liebe zum Handeln und Lebenlassen im Verständnisse des fremden Wollens ist die Grundmaxime der freien Menschen.
(Rudolf Steiner 1894)

Übersicht

Rudolf Steiners hat mit der Anthroposophie vielen Menschen Orientierung und Impulse für ihr Leben gegeben. Die aus der Anthropsophie hervorgegangenen Tochterbewegungen sind ein selbstverständlicher Bestandteil des aktuellen Kulturlebens geworden. Das kann als sein eigentliches Werk betrachtet werden. Hier wird das vorgestellt, was auf Papier von seiner Hand (Schriften, Aufsätze, Zeichnungen, Malereien) oder von anderen festgehalten (Vortrags­nachschriften) vorliegt oder als gestaltetes Material (Plastiken) von Rudolf Steiner der Nachwelt erhalten ist. Dieser Nachlass Rudolf Steiners wird von der Rudolf Steiner Nachlass­verwaltung betreut. Daran angeschlossen ist das Rudolf Steiner Archiv, in dem das Werk wissenschaftlich erschlossen wird. Die Werke Rudolf Steiners werden im Rudolf Steiner Verlag publiziert. Der Editionsplan von 1961 sieht eine Gesamtausgabe (GA) in 354 Bänden vor, 2015 waren davon 340 Bände erschienen.
Die Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen:

A: Schriften und Aufsätze Goetheforschung, Philosophie und Anthroposophie
B: Vorträge Öffentliche Vorträge und Mitgliedervorträge
C: Das künstlerische Werk Aquarelle, Skizzen und Tafelzeichnungen, Plastik und Architektur

Folgende Bücher geben einen Überblick:

Bibliographische ÜbersichtDas literarische und künstlerische Werk von Rudolf Steiner2., erw. Aufl. 1984
ISBN 978-3-7274-4010-6
Dokumentation zur
Rudolf Steiner Gesamtausgabe
Über die Entstehungsgeschichte, den Aufbau und die Gliederung der GesamtausgabeISBN 978-3-7274-5600-8

A: Schriften und Aufsätze

Goetheforschung und Philosophie

Die frühen Schriften Rudolf Steiners stehen einerseits im Zeichen seiner Goetheforschung und des Ringens um den eigenen Erkenntniszugang. Dieses Bemühen gipfelt in seiner Philosophie der Freiheit. Mit anderen Schriften und insbesondere zahlreichen Aufsätzen widmete sich Rudolf Steiner dem kulturellen Leben seiner Zeit und Umgebung.

1884 – 1897 Goethes Naturwissenschaftliche Schriften, eingeleitet und kommentiert von R. Steiner
1886 Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung
1892 Wahrheit und Wissenschaft. Vorspiel einer Philosophie der Freiheit
1894 Die Philosophie der Freiheit
1895 Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit
1897 Goethes Weltanschauung
1901
1914
Welt- und Lebensanschauungen im 19. Jahrhundert
1914 erweitert zu: Die Rätsel der Philosophie
1889 - 1900Gesammelte Aufsätze zur Dramaturgie 1889 – 1900
1884 - 1901Methodische Grundlagen der Anthroposophie
Gesammelte Aufsätze zur Philosophie, Naturwissenschaft, Ästhetik und Seelenkunde 1884 – 1901
1887 – 1901Gesammelte Aufsätze zur Kultur- und Zeitgeschichte 1887 – 1901
1884 – 1902Gesammelte Aufsätze zur Literatur 1884 – 1902
1894 - 1905Biographien und biographische Skizzen 1894 – 1905 (Schopenhauer – Jean Paul – Uhland – Wieland)
Literatur und geistiges Leben im neunzehnten Jahrhundert

Christentum und Bewusstseinsgeschichte

Rudolf Steiner hat das Erdenleben des Christus Jesus als entscheidenden Wendepunkt der geistigen Entwicklungs­möglichkeiten des Menschen erkannt. Die Erforschung der Bewusstseinsgeschichte, der antiken Philosophie im Zusammenhang mit den Mysterien sowie der christlichen Mystik im Verhältnis zur entstehenden Natur­wissenschaft bildet die Voraus­setzung für die Darstellung eines modernen, spezifisch westlichen Schulungsweges.

1901 Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zur modernen Weltanschauung
1902 Das Christentum als mystische Tatsache und die Mysterien des Altertums

Grundlagen der Anthroposophie

In diesem Abschnitt sind grundlegende Werke der Anthroposophie aufgeführt, die in erster Auflage erschienen sind, als Rudolf Steiner noch im Zusammenhang mit der Theosophischen Gesellschaft stand. Sie sind von Rudolf Steiner für die folgenden Auflagen immer wieder übearbeitet worden. Sie geben eine Anschauung des geistigen Menschenwesens (Theosophie) und des geistigen Ursprungs der Welt und des Kosmos (Geheimwissenschaft).

1904 (9. Auflage 1922) Theosophie. Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung
1910 (20. Auflage 1925) Die Geheimwissenschaft im Umriß
1904 - 1908 Aus der Akasha-Chronik (Zunächst als Aufsätze in der Zeitschrift Lucifer Gnosis erschienen.

Der anthroposophische Schulungsweg

In der Rosenkreuzerschulung wird das Verhältnis zwischen Guru und Schüler ersetzt durch die Stütze eines geschulten Denkens. Es muss der Schüler selbst der Führer sein.
(Rudolf Steiner 1906)

Die folgenden Werke sind Anleitungen für den anthroposophischen Schulungsweg bzw. Beschreibungen dieses Weges und der Erfahrungen, die derjenige macht, dem sich die geistige Welt auf diesem Weg erschließt.

1904/05 Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten?
1905-1908 Die Stufen der höheren Erkenntnis
1912 Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen
1913 Die Schwelle der geistigen Welt

Anthroposophie

Eine besondere Stellung im Werk Rudolf Steiners nimmt das aus dem Nachlass unter dem Titel Anthroposophie veröffentlichte, unvollendete Manuskript aus dem Jahr 1910 ein. Es war der damalige Versuch Rudolf Steiners, seine anthroposophischen Forschungsresultate in ganz eigenständiger Art und Terminologie, ausgehend von einer anthroposophischen Sinneslehre, darzustellen. Er selbst hat dazu in einem Vortrag am 2. Oktober 1920 folgendes gesagt: „Ich habe vor vielen Jahren auf einem gewissen Gebiete versucht, in Worte zu kleiden dasjenige, was man nennen kann menschliche Sinnenlehre. Es ist mir in einer Weise gelungen, das in Worte zu kleiden, was solche menschliche Sinneslehre, die Lehre von den zwölf Sinnen ist, im mündlichen Vortrage, weil man da noch eher die Möglichkeit hat, die Sprache so zu drehen und zu wenden, und durch Wiederholungen zu sorgen für das Verständnis, dass man die Mängel unserer Sprache, die solch übersinnlichem Wesen noch nicht gewachsen ist, nicht so stark fühlt. Aber als ich dann - es war, wie gesagt, vor vielen Jahren - aufschreiben wollte dasjenige, was ich als eigentliche Anthroposophie gegeben habe in Vorträgen, um es zu einem Buche zu formen, da stellte sich das Merkwürdige heraus, dass das äußerlich Erlebte bei seinem Hineintragen in das Innere etwas so Sensitives wurde, dass die Sprache nicht die Worte hergab, und ich glaube, fünf bis sechs Jahre lag der Anfang des Gedruckten, mehrere Bogen, in der Druckerei. Ich konnte, weil ich das Ganze in dem Stil fortschreiben wollte, wie es angefangen war, einfach weil die Sprache zunächst das nicht hergab für meine damalige Entwickelungsstufe, was ich erreichen wollte, nicht weiterschreiben. Nachher ist eine Überlastung mit Arbeiten gekommen, und ich konnte bis jetzt dieses Buch noch nicht fertigmachen."

1910Anthroposophie - Ein Fragment aus dem Jahr 1910 (Aus dem Nachlass)GA 45

Vertiefung der Anthroposophie

Die folgend aufgeführten Bücher ermöglichen eine Vertiefung der Anthroposophie. So finden sich in dem Buch Von Seelenrätseln die einzigen schriftlichen Darstellungen der Dreigliederung des Menschen und der zwölf Sinne. Das sind zentrale Motive der Anthroposophie, die Rudolf Steiner in Vorträgen immer wieder ausgeführt und aufgegriffen hat.

1911 Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit
1912 Anthroposophischer Seelenkalender
1916 Vom Menschenrätsel
1917 Von Seelenrätseln
1918 Goethes Geistesart in ihrer Offenbarung durch seinen Faust und durch das Märchen von der Schlange und der Lilie
1922 Kosmologie, Religion und Philosophie
1903 – 1908 Lucifer – GnosisGrundlegende Aufsätze zur Anthroposophie und Berichte aus den
Zeitschriften Luzifer und Lucifer – Gnosis 1903 – 1908
1904 – 1923Philosophie und Anthroposophie
Gesammelte Aufsätze 1904 – 1923
GA 35
1921–1925Der Goetheanumgedanke inmitten der Kulturkrisis der Gegenwart
Gesammelte Aufsätze aus der Wochenschrift Das Goetheanum 1921–1925

Dreigliederung

Angesichts der sozialen Umwälzungen im Nachkriegsdeutschland mischte sich Rudolf Steiner von 1917 bis 1919 mit außerordentlichem Engagement in die politische Diskussion ein und vertrat die Anschauung der Dreigliederung des sozialen Organismus. Die zugrunde liegenden Gedanken sind in verschiedenen Aufsätzen und einem Buch festgehalten. Die Vorträge zu diesem Themenbereich sind in den Bänden GA 328 bis GA 341 erschienen.

1919 Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft
1915-21 Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus und zur Zeitlage 1915-1921

Spätwerk

Der Brand des Goetheanums in der Silvesternacht 1922/23 markiert einen dramatischen Einschnitt im Leben Rudolf Steiners und der anthroposophischen Bewegung. Während des darauf folgenden Jahres bereitet Rudolf Steiner die Neugründung der Anthroposophischen Gesellschaft zu Weihnachten 1923 vor. In diesem Jahr beginnt er mit der Schilderung seines Lebens in fortlaufenden Aufsätzen in der Wochenschrift Das Goetheanum. Ab Februar 1924 erscheinen in regelmäßiger Folge die Anthroposophischen Leitsätze für die Mitglieder der neu gegründeten Allgemeinen Anthroposophische Gesellschaft. Das mit Dr. Ita Wegmann gemeinsam verfasste Buch zur Erweiterung der Heilkunst erschien erst nach seinem Tod.

1923-1925 Mein Lebensgang
1924/1925 Anthroposophische Leitsätze (Der Erkenntnisweg der Anthroposophie – Das Michael-Mysterium)
1925 Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst nach geisteswissenschaftlichen Erkenntnissen
(Von Dr. Rudolf Steiner und Dr. Ita Wegman)

B:Vorträge

Rudolf Steiner Berlin

Die Vorträge Rudolf Steiners sind in mehreren hundert Bänden verschriftlicht und veröffentlicht. Dabei handelt es sich um Vorträge zur Anthroposophie mit einführendem Charakter, die meist öffentlich zugänglich waren, und Vorträge für Mitglieder der Anthroposophischen oder Theosophischen Gesellschaft. Darüberhinaus sind Vorträge darunter, die sich an bestimmte Berufsgruppen, wie die Lehrer der neu gegründeten Waldorfschule, Naturwissenschaftler und Ärzte, gerichtet haben. Die Quellenlage der Vortragsnachschriften ist sehr unterschiedlich. Zum Teil wurden die Vorträge von professionellen Stenographen aufgezeichnet und die Originalstenogramme sind noch erhalten. Andere Vorträge sind aber nur durch Aufzeichnungen von Zuhörern erhalten. Der Weg der Verschriftlichung muss bei der Interpretation der Texte bedacht werden. Auch die esoterischen Darstellungen, die ursprünglich nicht für eine Veröffentlichung bestimmt waren, sind inzwischen veröffentlicht (GA 265 bis GA 270).

Öffentliche Vorträge

Architektenhaus-Vorträge

Von 1903 bis 1918 hielt Rudolf Steiner in Berlin im Architektenhaus wöchentlich öffentliche Vorträge, in denen er Lebens- und Zeitfragen vom Gesichtspunkte der Anthroposophie her betrachtet und zugleich die Grundlagen einer modernen Geisteswissenschaft unter immer wieder verschiedenen Aspekten entwickelt. Zahlreiche weitere Vorträge hielt er in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen in anderen Städten innerhalb und außerhalb Deutschlands.

1903 bis 1918Architektenhausvorträge
Die Architektenhaus-Vorträge. Rudolf Steiners große Einführung in die Anthroposophie
(in: Beiträge zur Rudolf Steiner Gesamtausgabe, Heft 87)
ISBN 3-7274-8087-4
1904 - 1924Weitere öffentliche Vorträge in verschiedenen StädtenGA 69 bis GA 84

Vorträge für Mitglieder

Die Vorträge, die Rudolf Steiner von 1903 an zunächst vor den Mitgliedern der Theosophischen, später der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten hat, nehmen einen großen Umfang im Vortragswerk ein. Sie sind in den Bänden GA 88 bis GA 260 veröffentlicht. Hier kann nur auf Beispiele und einzelne Themengebiete hingewiesen werden.

In den beiden im Folgenden aufgeführten Vortragsreihen gibt Rudolf Steiner jeweils eine umfassende Darstellung der Anthroposophie in einem Abstand von vierzehn Jahren. An dem Vergleich beider kann deutlich werden, wie Anthroposophie für Rudolf Steiner nicht eine statische Lehre, sondern ein sich entwickelnder Gedankenorganismus ist, der in der Entwicklung seinem Wesen treu bleibt und seine Identität behält.

1910Anthroposophie – Psychosophie – Pneumatosophie
1924Anthroposophie – Eine Zusammenfassung nach einundzwanzig Jahren. Zugleich eine Anleitung zu ihrer Vertretung vor der Welt
Vorträge zum Geistigen im Menschen und in der Natur

Immer wieder führt Rudolf Steiner an wichtige Menschheitsfragen heran, indem er sie in einem umfassenden historischen Kontext darstellt. Die für eine Geschichtsbetrachtung angemessene Methode ist für ihn dabei die Symptomatologie. Damit weist er darauf hin, dass in der Geschichtsbetrachtung an die Stelle des Phänomens das Symptom tritt: Während in der Naturwissenschaft aus einem Phänomen auf eine Gesetzmäßigkeit geschlossen wird, erkennt man historische Zusammenhänge an Symptomen.
In vielfältiger Weise stellt Rudolf Steiner dar, wie in der Geschichte der Menschheit immer in Mysterienstätten die Verbindung zur geistigen Welt gesucht wurde, wie aber jede Epoche und jeder Kulturzusammenhang das in einer spezifischen Form getan hat und damit zum Verständis des Zusammenhanges des Menschen mit der ihn umgebenden Welt und dem Kosmos gelangt ist. Der dem heutigen, von der westlichen natur­wissenschaft­lichen Kultur geprägten Menschen entsprechende Weg nimmt Bezug auf die Sinnes­wahrnehmung und sucht das Geistige in der Auseinandersetzung mit dieser. Dieser Zusammenhang wird in einzigartiger Weise in den vier kosmischen Imaginationen, die an das Erleben des Jahreslaufes angeschlossen werden, zum Erlebnis gebracht.

1918 Geschichtliche Symptomatologie
1922 Menschenfragen und Weltenantworten
1923 Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gestaltenden Weltenwortes
1923 Mysteriengestaltungen
1923 Das Miterleben des Jahreslaufes in vier kosmischen Imaginationen
Reinkarnation und Karma

Ein für Rudolf Steiner zentrales Thema seiner Anthroposophie war die Anschauung von wiederholten Erdenleben. Immer wieder hat er das Thema aufgegriffen, als Schulungsaufgabe für den Einzelnen und in historischen Darstellungen. 1903 verfasst er erste Aufsätze in der Zeitschrift Luzifer. Auch in den Grundlagenwerken Theosophie und Geheimwissenschaft gibt es jeweils ein Kapitel zu diesem Thema. Die Darstellungen finden ihren Höhepunkt in einer Vortragsreihe im Jahr 1924.

1903Reinkarnation und Karma, vom Gesichtspunkt der modernen Naturwissenschaft notwendige Vorstellungen (Aufsatz)
1910Die Offenbarungen des Karma
1911Okkulte Geschichte - Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge von Persönlichkeiten und Ereignissen der Weltgeschichte
1912Wiederverkörperung und Karma und ihre Bedeutung für die Kultur der Gegenwart
1924Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge
Christologie

Als Rudolf Steiner, noch innerhalb der Theosophischen Gesellschaft, den westlichen Weg der Esoterik entwickelte, entstand bei seinen Schülern die Frage nach der Bedeutung der Evangelien als Erkenntnis- und Meditationsgrundlage. In mehreren Vortragszyklen hat Rudolf Steiner das Leben und die Taten des Christus Jesus, wie sie sich in vierfacher Weise in den Evangelien spiegeln, erläutert.

1908 Das Johannes-Evangelium
1908 Die Apokalypse des Johannes
1909 Das Lukas-Evangelium
1910 Das Matthäus-Evangelium
1912 Das Markus-Evangelium
Vorträge zur Begründung der Christengemeinschaft
Eine Gruppe von Theologen trat 1920 mit der Frage nach einer religiösen Erneuerung an Rudolf Steiner heran. In der Folge wurde 1922 die Christengemeinschaft als Bewegung für religiöse Erneuerung begründet. Die Vorträge, die Rudolf Steiner in diesem Zusammenhang gehalten hat, sind in den Bänden GA 342 bis GA 346 veröffentlicht.
Esoterische Unterweisungen
In den Bänden GA 265 bis GA 270 sind Texte und Mantren versammelt, die im Zusammenhang mit esoterischen Anweisungen stehen, die Rudolf Steiner zum Teil individuell an einzelne Persönlichkeiten, zum Teil im Rahmen der esoterischen Schule (von 1904 bis 1914) und später innerhalb der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft gegeben hat. Ursprünglich waren diese Texte nicht für eine Veröffentlichung bestimmt.

Vorträge zu Fachgebieten

Pädagogik

Schon Jahre vor Begründung der ersten Freien Waldorfschule in Stuttgart hatte Rudolf Steiner in einem Aufsatz 1907 die Grundlagen für eine Pädagogik aus geisteswissenschaftlicher Sicht dargestellt. In den Wochen vor der Eröffnung der Schule im September 1919 hielt er einen pädagogischen Kurs für die von ihm ausgewählten Gründungslehrer. Dieser fünfzehn Tage dauernde Kurs gliederte sich in Vorträge über allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik, methodisch-didaktische Fragen und Seminarbesprechungen. In den darauf folgenden Jahren gab er weitere Kurse in zahlreichen Städten und auch im Ausland.

1907Die Erziehung des Kindes vom Gesichtspunkte der Geisteswissenschaft (Aufsatz)
1919 Allgemeine Menschenkunde als Grundlage der Pädagogik (I)
1919 Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches (II)
1919 Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge (III) GA 295
1919 bis 1924Vorträge zur PädagogikGA 293 bis GA 311
Naturwissenschaft und Landwirtschaft

Die drei naturwissenschaftlichen Kurse wurden für die Lehrerschaft des erst wenige Monate zuvor begründeten Lehrerkollegiums der Stuttgarter Waldorfschule sowie einige naturwissenschaftlich vorgebildete und interessierte Persönlichkeiten aus der Anthroposophischen Gesellschaft gehalten. Dagegen fand die Vortragsreihe Grenzen der Naturerkenntnis im großen Rahmen des ersten Anthroposophischen Hochschulkurses im Jahr 1920 statt. Rudolf Steiner führte damals aus, wie aus einem bewussten Haltmachen an den Erkenntnisgrenzen, die sich dem Bewusstsein der modernen Naturanschauung ergeben, Erkenntniskräfte für das Erkennen des Geistigen in der Natur und im Menschen gewonnen werden können.
Der Vortragskurs Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft, der um den Jahreswechsel 1922/23 im Rahmen einer natur­wissenschaft­lichen Tagung gehalten wurde, hat schon durch die Umstände, unter denen er stattfand, eine herausgehobene Stellung, denn in der Silvesternacht 1922/23 brannte der Goetheanumbau, in dem die Vortrags­veranstaltungen stattfanden, bis auf die Grundmauern nieder. Dennoch führte Rudolf Steiner den Kurs ohne Unterbrechung am 1. Januar 1923 in provisorischen Räumlichkeiten weiter.
Mit dem Landwirtschaftlichen Kurs auf Gut Koberwitz bei Breslau legte Rudolf Steiner 1924 den Keim für die heute weltweit praktizierte biologisch-dynamische Landwirtschaft .

1919/20Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik I, (Erster naturwissenschaftlicher Kurs)
1920Geisteswissenschaftliche Impulse zur Entwickelung der Physik, II (Zweiter naturwissenschaftlicher Kurs)
1921Das Verhältnis der verschiedenen naturwissenschaftlichen Gebiete zur Astronomie (Dritter naturwissenschaftlicher Kurs)
1920Grenzen der Naturerkenntnis (Erster Anthroposophischen Hochschulkurs)GA322
1922/23Der Entstehungsmoment der Naturwissenschaft in der Weltgeschichte und ihre seitherige Entwickelung
1924Geisteswissenschaftliche Grundlagen zum Gedeihen der Landwirtschaft (Landwirtschaftlicher Kursus)
Medizin

Bereits 1911 hat Rudolf Steiner in Prag die Vorträge Eine okkulte Physiologie in der Erwartung gehalten, dass eine aus geisteswissenschaftlicher Anschauung entwickelte Physiologie in die Therapie einfließen würde. In den folgenden Jahren gab es vereinzelt Zusammenarbeit mit Ärzten. 1920 fand der erste Kurs für Ärzte statt, der die Grundlage für den systematischen Aufbau einer anthroposophischen Erweiterung der Medizin mit der Begründung von Kliniken, Forschungsinstituten und der Herstellung von Heilmitteln.

1911Eine okkulte PhysiologieGA 128
1920Geisteswissenschaft und MedizinGA 312
1920 - 1924Vorträge zur MedizinGA 312 bis GA 319
Kunst

Die Grundlagen der Ästhetik und der Kunstbetrachtung hat Rudolf Steiner 1888 in seinem Vortrag Goethe als Vater einer neuen Ästhetik entwickelt. Die Aufgabe der Kunst versteht er hier im Sinne Goethes und Schillers als Arbeit an der Materie: Durch die Behandlung des Stoffes kann die Idee, die höhere Wirklichkeit erlebbar werden. Das Schöne ist das Sinnlich-Wirkliche in einem göttlichen Gewande. Ab 1910 wurde Rudolf Steiner selbst künstlerisch tätig (Mysteriendramen, Goetheanumbau). In diesem Zusammenhang hielt er erläuternde Vorträge, mit denen er anhand der unterschiedlichen Künste den Schulungsweg im Kunstschaffen und Kunsterleben aufzeigte. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Vorträge über Eurythmie ein, da er diese neue Bewegungs- und Ausdruckskunst mit den Künstlerinnen und Künstlern entwickelte und zu den Aufführungen erläuternde Ansprachen hielt.

1888 bis 1921Kunst und Kunsterkenntnis - Grundlagen einer neuen Ästhetik
1916/17Kunstgeschichte als Abbild innerer geistiger ImpulseGA 292
1911 - 1914 Wege zu einem neuen Baustil. «Und der Bau wird Mensch» GA 286
1914 bis 1924Das Wesen der FarbenGA 291
1906 - 1923Das Wesen des Musikalischen und das Tonerlebnis im MenschenGA 283
1924Eurythmie als sichtbarer Gesang. (Ton-Eurythmie-Kurs)
1924Eurythmie als sichtbare Sprache. (Laut-Eurythmie-Kurs)
1924 / : Sprachgestaltung und Dramatische Kunst.GA 282
Vorträge für die Arbeiter am Goetheanumbau

Diese sogenannten Arbeiter-Vorträge gingen aus Fragestunden während der Vormittagspausen für die am Goetheanumbau beteiligten Arbeiter hervor. Rudolf Steiner ging spontan auf die äußerst vielseitigen Fragen ein, die ihm aus dem Teilnehmerkreis entgegengebracht wurden. Besonders charakteristisch ist die Unmittelbarkeit, mit der Rudolf Steiner stets eine Brücke von alltäglichen Lebensfragen hinüber zu rein geistigen Inhalten schlägt. Die Vorträge sind in den Bänden GA 347 bis GA 354 der Gesamtausgabe veröffentlicht.

C: KunstschaffenDas erste Goetheanum

Rudolf Steiner hat keine künstlerische Ausbildung durchlaufen. Sein künstlerisches Schaffen entsprang jeweils den Erfordernissen der Situation. Er wurde zum Dichter, um geistige Inhalte in sprachlicher Form zu Mantren zu verdichten, zum Dramatiker, um karmische Zusammenhänge in dramatischer Form auf der Bühne darzustellen, zum Graphiker und Plastiker, um die Räume der theosophischen Kongresse in München künstlerisch zu gestalten und zum Architekten, um der Anthroposophie ein angemessenes Gebäude zu geben. So umfasst das künstlerische Werk Dichtung, graphische und plastische Werke.

Dichtung

Die vier von Rudolf Steiner verfassten Mysteriendramen stehen als dramatische Dichtungen einzigartig im Werk Rudolf Steiners. Im Jahr 1910 wurde das erste Drama Die Pforte der Einweihung uraufgeführt. In den folgenden Jahren entstanden drei weitere Dramen, die jeweils im Rahmen der theosophischen Kongresse in München uraufgeführt wurden. Die Dramen beschreiben Gemeinschaft und individuelle Schicksale vor dem Hintergrund ihrer Schicksalsverknüpfungen aus vergangenen Erdenleben. - Heute werden die Dramen regelmäßig an der  Goetheanum-Bühne in Dornach aufgeführt.
Der Band Wahrspruchworte versammelt die übrigen Sprachdichtungen Rudolf Steiners.

1910-13 Vier Mysteriendramen: Die Pforte der Einweihung - Die Prüfung der Seele - Der Hüter der Schwelle - Der Seelen Erwachen
1886 – 1925Wahrspruchworte GA 40
 Sprüche, Dichtungen, Mantren. – ErgänzungsbandGA 40a

Das graphische Werk

Wandtafelzeichnungen zum Vortragswerk

In vielen seiner Vorträge pflegte Rudolf Steiner während des Sprechens an die Tafel zu zeichnen oder zu schreiben. Seit Herbst 1919 wurden die Tafeln vor Rudolf Steiners Vorträgen mit schwarzem Papier bespannt, das nachher aufbewahrt werden konnte. Auf diese Weise sind etwa 1100 solcher Wandtafel-Zeichnungen erhalten geblieben. Sämtliche Tafeln werden in 30 Bänden herausgegeben.

Rudolf SteinerWandtafelzeichnungen zum Vortragswerk Bände I bis XXXGA K 58/1 bis 30
Bildspuren der ImaginationRudolf Steiners Tafelzeichnungen als Denkbilder
(Rudolf Steiner Studien Band VIII)
1. Aufl. 2000
ISBN 3-7274-5328-1
Entwürfe, Schulungsskizzen und Aquarelle

Hier handelt es sich meistens um Entwürfe z. B. für die Deckenmalerei oder die Fenster im ersten Goetheanum oder um Schulungsskizzen für Maler. Einen Überblick gibt der farbige Werkkatalog.

Farbiger Werkkatalog - Reproduktionen aus dem malerischen Werk von Rudolf Steiner mit farbigen Abbildungen aller auf Einzelblättern erschienenen Pastelle und Aquarelle2. Aufl. 1999
ISBN 3-7274-3669-7
Das malerische Werk - Mit Erläuterungen und einem dokumentarischen Anhang 1. Aufl. 2007
Das graphische Werk 1. Aufl. 2005GA K 45
Ein malerischer Schulungsweg 1. Aufl. 1986
Naturstimmungen. - Neun Schulungsskizzen für Maler 2. überarbeitete Aufl. 1999
Die Goetheanum-Fenster. Sprache des Lichtes. - Entwürfe und Studien 2., wesentlich erw. Aufl. 1996
Entwürfe für die Malerei der kleinen Kuppel des ersten Goetheanum 1. Aufl. 1962
Das plastische Werk

Das plastische Werk ist nicht zu trennen von den architektonischen Entwürfen für das erste und zweite Goetheanum und die Gebäude in deren unmittelbarer Umgebung. So war das erste, ganz aus Holz gebaute Goetheanum innen voll-plastisch gestaltet, die Kuppeln der Bühne und des Zuschauersaales waren bemalt. Das bedeutendste plastische Werk Rudolf Steiners, das erhalten ist, der Menschheitsrepräsentant, wurde für den Bühnenraum geschaffen. Es ist erhalten, weil es sich noch im Atelier befand und so den Brand überstand.

Das plastische Werk 1. Aufl. 2011
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